Unsere Zeit bei unseren italienischen Freunden in der zauberhaften Toskana neigen sich allmählich dem Ende zu. Daher sind La Mama und ich bemüht, noch einiges in die letzten Tage zu packen. Das ist nicht so ganz einfach bei den unerschütterlichen Außentemperaturen von 33 Grad.
Gestern war großer Markttag in Abadia San Salvatore. Dieser kleine Ort ist sozusagen das Zentrum der Dörfergemeinschaft im Val D'Orcia und "man trifft sich" zum Einkaufen von Klamotten, Küchenutensilien, Kinderspielzeug, Obst & Gemüse und...
(irgendwie gibt es hier alles - fast wie ein Outdoor-Karstadt) oder zum Schnack in der kleinen Kaffeebar auf der Piazza. Klar, dass wir Weiber auch fündig werden und stolz unsere Klamotten im Beutelchen wegtragen.
Wohin? Natürlich in die Kaffeebar auf der Piazza. Hier kannste wundervoll Leute gucken, zusammen mit einem Cappuccino ist das großartig.
Der Mann am Karussell (mit 8 wäre ich kollabiert - es ist soooo schön) sitzt gelangweilt auf einer Bank daneben. Die kleinen Bambini stehen eher auf das unglaubliche Angebot an den Marktständen. Es gibt Hunde und Hasen, die mechanisch am Halsband hinter einem her hoppeln und -der große Knaller der Saison- kleine Pistolen, die Seifenblasen produzieren. Da kann kein Kind dran vorbei und die werten Eltern zwangsläufig auch nicht. Wir sitzen bei Cappuccino und Prosecco (muss sein, nach einem Großeinkauf von Kleid und Bluse) und freuen uns über Gewusel und Seifenblasen.
Den Coop(e), wie er hier heißt, haben wir sehr ins Herz geschlossen, ebenso die Park-Tiefgarage, wo der Wagen fröhlich im Schatten wartet. Mein Italienisch ist nach einer knappen Woche so gut, dass wir ordern, fragen und uns an der Fleischtheke bemi Guiseppe uproblemlos durch das Angebot diskutieren. Um einige Einkaufstüten reicher füllen wir in der Casa den Kühlschrank.
Heute soll es recht warm werden (also the same procedure like immer) und wir beschließen einen Badetag.
Es geht an den Lago di Trasimeno. Ist eine knappe Stunde von uns entfernt und falls es doof sein sollte können wir immer noch nach nebenan. Da liegt nämlich Montepulciano und das mögen wir beide.
Den See kann man bereits von weitem sehen. Er glitzert verheißungsvoll in der Sonne. Wir haben gelesen, dass die meisten Leute um diese Jahreszeit ans Meer (Riviera & Co) fahren und die kleinen Städtchen um den See herrlich unterfrequentiert sind.
Der Wikipediaschreiber scheint sehr lange nicht hier gewesen zu sein: es ist brechend voll.! Zumindest kurven wir hektisch herum auf der Suche nach einem Parkplatz. Gefühlt parken wir am A.... der Heide, aber immerhin haben wir einen Parkplatz.
Um ins Zentrum zu gelangen, welches wie üblich "oben" ist -Castiglion dell largo ist auf einem Kalksteinfelsen gebaut- geht es eine unendlich lange Steintreppe nach oben.
Beim Aufstieg frage ich mich wohl zum hundertsten Mal, warum hier in der Gegend alles auf dem Berg liegt, die Parkplätze jedoch im Tal. Da ist doch was faul!!
Als wenn endlich im Centro stehen, habe ich das Gefühl, durch den See geschwommen zu sein. Ich bin kurz vorm Verdunsten!
Bis wir einen einigermaßen akzeptablen Sitzplatz im Schatten finden, passieren wir diverse kleine Läden, die wir nicht unbesucht hinter uns lassen wollen.
Zum Begutachten der Ware und dem definitiven Einkauf ist es jedoch einfach zu heiß.
Wir finden einen bezaubernden Schattenplatz und lesen uns begeistert durchs Menu: fast jedes Gericht ist mit Trüffeln hergestellt. Wir haben den vor Tagen gekauften Käse verkostet und sind uns einig, Trüffel gehört ins Grundgesetz (vielleicht ist es hier in Italien so, in Deutschland konnte man sich meines Wissens noch nicht dazu durchringen).
Uns wird ein Bruschetta mit Trüffelpesto serviert - sieht etwas "merkwürdig" aus, ist jedoch wahnsinnig lecker! Im Inneren des Lokals kann man sogar alle entsprechenden Zutaten kaufen und es ist klar, was als nächstes in unsere Einkaufstüten wandert.
Hier ist heute Markttag. Als wenn wir gestern nicht schon genug Markt gehabt hätten, düsen wir nochmals bei sengender Hitze durch die Stände.
La Mama hat was entdeckt und den Mut, sich bei 33 Grad im Schatten aus- und umzuziehen. Mir könnte man die Sachen hinterherschmeißen, ich zieh mich nicht aus und nicht wieder an.
Aber die Einkaufstüte füllt sich weiter.
Kurz vor dem Stadttor lassen wir uns wieder auf zwei Stühle fallen - in einer Gelateria.
Das Eis ist köstlich und gottlob kalt.
Es ist genau die Pause, die wir jetzt brauchen.
Mit einigermaßem kühlen Kopf beginnt der Abstieg über die Treppe zum Parkplatz - Tüten rein, Badesachen raus, ab an den See.
Wie man vielleicht auf den Bilder sehen kann, musste auch der Lago Trasimone der langen Dürre viele Liter Wasser opfern.
Ich bin dankbar für meine neuerworbenen Badeschuhe, als ich durch den stinkenden Schlamm ins Wasser wate.
Im Schlamm stecken Fischkadaver, das Wasser zwischen den Schlamminseln ist irre heiß. Wir laufen mindestens zehn bis zwanzig Meter um im einigermaßen Kühlem zu schwimmen.
Egal wie - es ist eine wirklich schöne Abkühlung. Zurück am Ufer tauschen wir die nassen gegen trockene Klamotten und hechten ins Auto zur Klimaanlage. Meiner Meinung nach sollten wir Straßen, Plätze und alles Mögliche nach dem Erfinder benennen!!
Auf der Rücktour machen wir noch einen kurzen Zwischenstopp am Mulino Val d'Orcia: eine alte Mühle und Schaumanufaktur. Wir brauchen jedoch weder Mehl, noch 30 Jahre alten Balsamico und sind dankbar, als wir den Garten unserer Casa erreichen. Die heißen Temperaturen halten bis spätabends an und werden in den nächsten Tagen weiter ansteigen.
Nun tut es euch bei so viel Einkäufen wohl leid, keinen Anhänger für das Auto mitgenommen zu haben, oder? Grüße ex BUX