Sie heißt nicht "Joochen"

Seit heute bin ich nicht nur alt, sondern auch ein Jahr älter * hurrah *

Es geht los mit Blumensträußen, gesungenen, vielstimmigen Ständchen und einen langen Gang durch meine Stadt, die in einer freundlichen Herbstsonne leuchtet. Sogar mein Freund, der Silberreiher hat sich die Ehre gegeben.

Natürlich habe ich standesgemäß gefeiert, im kleinen, aber äußerst feinen Kreis von lieben Freunden und heißgeliebter Familie.

Die Vorbereitungen haben mir einiges abverlangt. Der Getränkeeinkauf zum Beispiel war eine Herausforderung.

Das Gute an alten Freunden ist der Umstand, dass man meist komplett über die Trinkgewohnheiten informiert ist. Die liebste Freundin freut sich über einen Sekt mit Sartie und Wein mögen alle. Da kenn ich mich aus. Es gibt Rotwein, Weißwein und Rosè. Also wandern ein paar Buddeln trockener und tiefroter Toskana-Tropfen, zwei Flaschen Sekt und eine Flasche Sartie in den Korb. Dazu gesellen sich ein paar Flaschen Wasser -soll ja nicht allzu versoffen aussehen an der Kasse- und ab geht es ans Bierregal. Das ist für mich unbekanntes Terrain! Ich schreite die Wand mit den verschiedensten Gerstensäften ab und ... bin ratlos. Normalerweise wieseln hunderte von Männern durch dieses Supermarktteilstück. Heute ist niemand da, den ich als alte Frau hätte fragen können. Mist! Ich bin auf mich allein gestellt! Es geht darum, "Helles" zu finden. Normalerweise kaufe ich das Bier mit dem schönsten Etikett - meistens komme ich dann mit Alkoholfreiem nach Hause. Das wäre wohl blöd, also weiter fahnden. Na endlich, gaaaaanz hinten rechts stehen ein paar Fläschchen mit bayerischem Hellen. Norddeutsches gibts wohl nicht, egal, alle Flaschen in den Korb.

Man-oh-man, als Getränkeeinkäufer bin ich eine absolute Katastrophe!

Mit dem Essen gestaltete es sich einfacher. Großes Paket Wildschweinhack im Kühler, ein tolles Rezept im Google und die Zutaten stehen sich in der Speisekammer eh die Beine in den Bauch: es gibt HACKKUCHEN und die Party kann steigen.

Was soll ich Euch erzählen. Es war, wie erwartet ein super toller Abend mit einer irren Diskussionsrunde um Genderei, die RAF, dürfen Klimakleber in den Urlaub fliegen, ist schwarzer Tee besser als weißer und der klägliche Rest unser aller Alltag. Immerhin reden noch alle miteinander, also zumindest mit mir.

Ich finde Diskussionen ja richtig spannend, wenn zwei Extreme aufeinanderknallen. Solange sich alle Platz für eine eigene Meinung lassen, ist alles gut.

Interessanterweise war das Bier tatsächlich das Richtige und schnell ausgetrunken. Ich hatte es vorab probiert und "Helles" wird in meinem Kühlschrank die absolute Ausnahme bleiben.

F-Ü-R-C-H-T-E-R-L-I-C-H

Bei den 5 Liter Rosè haben wir uns natürlich alle erdenkliche Mühe gegeben, und nehmen es als Ziel für die nächste Feier auf die Agenda. Es war einfach nicht zu schaffen! Das Bufett schon! Dieser Hackkuchen war der Knaller und ich werde ihn mir wohl einfach mal selber kochen. Gut, ich werde daran drei Wochen essen müssen, aber hey, bei dem Gedanken daran läuft mir jetzt schon das Wasser im Mund zusammen.

Obatzter kenne ich jetzt auch. Ich habe einen geschenkt bekommen und kann nur sagen: hmmmmmmmm!

Ich verfasel mich aber gerade.

Denn was ist das Wichtigste für das Geburtstagskind? Richtig! Die Geburtstagsgeschenke und -grüße :-) Macht Euch keine Hoffnung, ich kann Euch nicht viel erzählen. Datenschutz! Ist klar, oder?

Okay, eine Sache muss ich hier teilen. Ich habe eine Skulptur geschenkt bekommen. Ich!! Da fühlt man sich ja sofort wichtig und krass geehrt. Der schenkende Künstler meinte, ich muss ihr, also der Skulptur einen Namen geben.

Vielleicht lag es an zwei Gläsern Wein, ich weiß es nicht mehr, aber mir fiel spontan "Jooochen" ein. Kurzer Blick auf die Pumps des Kunststücks. Neee, SIE muss anders heißen. Vielleicht fällt Euch ja was passendes ein. Ich habe mich noch nicht entschieden, wie meine neue Mitbewohnerin heißen soll, "Jooochen" passt jedenfalls nicht.

Gefühlte drei Stunden Schlaf später. Die Wohnung ist wieder ordentlich, der Essensgeruch ist über die Balkontür gegangen und mir steckt das Jahr älter ziemlich in den Knochen.

Immerhin gehört das Wohnzimmer wieder mir ganz alleine,

Füsse hoch und einen lustigen 'Polizeiruf' gucken.