Der Freitag ist der schönste Tag der Woche. Man genießt einen relativ kurzen Arbeitstag und zwei freie Tage danach.
Bei mir stellt sich kurz nach der Freude der Putzfrust ein. Wann hat man denn mal Zeit, um Bad, Küche und den Rest der Wohnung zu putzen, sich dem Staub in den Regalen zu widmen und den schmutzigen Fenstern? Richtig! Am Freitagnachmittag!
Um eines von vornherein klar zu stellen: ICH HASSE PUTZEN!
Aber es nützt ja nichts. In meiner Wohnung ist putztechnisch meist "Holland in Not".
Nein, keine Angst, soweit mir bekannt ist, ist in den Niederlanden alles in Ordnung. Es ist lediglich ein Spruch meiner Großmutter, die meines Wissens nicht einmal in ihrem Leben Holland besucht hat.
Auf meinen social media Kanälen habe ich ein paar Leute kennengelernt, für die der Hausputz der Höhepunkt der Woche ist. Verrückt! Die putzen sich direkt ins Mantra.
Eine Dame postet regelmäßig Beiträge von "putzi-putzi" und wie glücklich sie das macht.
Auf meine äußerst "investigativen" Fragen, wie man diesen Zustand höchster Freude erreicht, bekam ich folgende Antworten:
"Bereite Dich darauf vor und mach Dir einen Plan!" (Ich wäre nicht Anna, wenn ich das tun würde.)
"Schwungvolle Musik hilft immer. Ich tanze und singe beim Putzen." (Hahahahahahaha)
"Belohne Dich dafür! Bei mir gibt es einen Secco nach getaner Hausarbeit." (Super Tipp)
Na dann, frisch ans Werk: Prosecco in den Kühlschrank, Eimer, Wischmop und sämtliche Putzmittel aus dem Schrank geräumt, großflächig in der Wohnung verteilen (ich stelle sie grundsätzlich in den Weg und stolpere alle paar Minuten drüber). Nach zwei, drei gutdosierten Flüchen geht es dem Schmutz an den Kragen. Die Aussicht auf einen "Belohnungssekt" lässt mich zu Höchstleistungen auflaufen.
Natürlich habe ich einen Plan: Badezimmer zuerst! Während es trocknet, wirbel ich durch die Küche und wische, was das Zeug hält. Danach noch etwas Staubwischen und -zack- Fertig!
Nun soll es die "Belohnung" geben und ich breche vor Entsetzen zusammen. Der Küchenboden ist noch klatschnass, der Kühlschrank unerreichbar und mein Secco sozusagen in weiter Ferne.
An meinem Plan muss ich also noch ein wenig feilen.
WhatsApp von der Freundin: "Vergiss den Boden, hol Dir die Belohnung!!"
Der Küchenboden hat nun Spuren meiner kleinen Füsse im Frischwisch, ich sehe aus, als hätte ich mit meinen Klamotten geputzt (auf die Straße kann ich so auf keinen Fall), aber immerhin ist die Abendsonne noch da - ab auf den Balkon.
Mit einem eiskalten Sarti in der Hand denke ich über mein Putztrauma nach.
Sehr wahrscheinlich liegt es in meinen Genen und selbstverständlich an einer schweren Kindheit.
Sonntags nach dem Mittagessen, standen meine Eltern vom Tisch auf und überließen uns Kindern den Abwasch (rein erzieherische Maßnahme natürlich).
Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, als es Spülmaschinen noch nicht in jedem Haushalt gab. In unserem gab es eine Waschschüssel und dreckiges Mittagsgeschirr von vier Personen.
Wir stritten so lange um die Positionen "Abwaschen" und "Abtrocknen" bis das Wasser kalt war. Der Streit musste natürlich geflüstert geführt werden. Störungen des Mittagsschlafs waren nicht erwünscht. An dieser Stelle mein ausdrücklicher Dank dem Erfinder der Geschirrspülmaschine!!
Ob meine Mutter gerne putzt, müsste ich mal in Erfahrung bringen, aber ich denke, auch sie nimmt es als notwendiges Übel hin.
Mein Vater, das weiß ich sicher, hat es ebenso gehasst, wie ich jetzt. In seiner Generation war es aber auch eher unüblich, wenn man(n) sich eine Schürze umbindet und "der Mutti" im Haushalt zu hilft. Mein alter Herr ist jedoch noch einen großen Schritt weitergegangen und hat sich super ungeschickt angestellt. Vorsichtshalber und um größere Schäden zu vermeiden, hat man (oder besser Frau) ihn an nichts wichtiges herangelassen.
Als meine Mutter vor vielen Jahren zu einer Kur musste, war er tapfer auf sich allein gestellt. Zwei Tage, bevor er seine Holde an den heimischen Herd zurückholte, holte er mich ins Haus. Hilflos und mit bedrückter Mine hielt er mir den Staubsauger entgegen. Herrjeh! Natürlich habe ich das Haus geputzt, um meiner Mutter Ohnmachtsanfälle zu ersparen. Einen Belohnungssekt gab es übrigens nicht, dafür einen enormen Berg Bügelwäsche. Woher sollte der arme Mann auch wissen, wie man ein Bügeleisen benutzt. Die Waschmaschine konnte er interessanterweise korrekt bedienen. Immerhin hatte er brav mindestens drei Oberhemden (muss ja farblich zu den Hosen passen) und pro Nacht einen neuen Schlafanzug angezogen.
Mein Vater wäre nicht mein Vater, wenn er anschließend mit seiner überaus sorgfältigen Haushaltsführung bei jedem der es hören wollte oder nicht, angegeben hätte.
Natürlich habe ich dicht gehalten - bis jetzt :-)
Seit dem Tag hasse ich die Hausarbeit jedoch noch mehr!
Sagt mir, bin ich die einzige auf dieser Welt, die das Putzen abgöttisch hasst?
Was motiviert Euch? Habt Ihr Tipps für mich oder habt Ihr etwa eine Putzfrau??
Bin auf Eure Kommentare gespannt, wie ein alter Regenschirm!
WIR LESEN UNS!
Liebe Anna,
ziehe deine schönsten Sportklamotten an, trage den teuersten Lippenstift auf, bei der Gelegenheit auch bitte kontrollieren, ob der Kajal nicht verschmiert ist und dann gut gelaunt in die Trainingseinheit starten.
Siehe es als Sport. Alle Muskeln werden bewegt und gestärkt. Laute , richtig schlechte Musik aus den 70/80 Jahren treibt noch den Bewegungsdrang an und falsches Mitsingen im Badezimmer mit Blick auf diesen vollen roten Mund (was für eine geile Farbe) stärkt die Lunge.
Wenn alles fertig, gut gestylt auf dem Balkon ein Gläschen ..... herrlich :)
Ich drücke DICH.
Winnie