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  • AutorenbildAnna

Letzter Brief an eine Freundin

Liebe Katja,


irgendwie ist alles noch so unwirklich, ein "Glaubichnicht", es ist ein Gefühl, als wäre Kopf und Herz betäubt.


Und doch ist es wahr und wir werden uns der Realität stellen müssen!


Nie mehr werden wir uns Hörbücher schicken und an unseren Stimmen verzweifeln. Nie wieder wird es spätabendliche Telefonate geben, an deren Ende wir uns vor dem Aufstehen graulen und uns schwören, das nächste Mal früher und weniger ausdauernd zu telefonieren. Nie wieder werden wir über alle und jeden ablästern, hoffen, dass es der anderen gut geht und gemeinsam vollstes Verständnis für die Dummheiten der jeweils anderen aufbringen. Nie wieder wirst Du mir entgegenkommen, wenn ich Deine kleine Pension betrete.

Nie wieder! Die ungeheure Ewigkeit in diesen zwei Worten kann ich noch nicht begreifen.


Während ich diese Zeilen schreibe fallen Tränen auf die Tastatur. Ich lasse sie laufen. Tiefe Trauer ist erlaubt!

Du warst mir eine meiner liebsten Freundinnen, mit einem großen Herzen für Deine Mitmenschen, einer gewaltigen Portion Witz und Dein Fleiß hätte für Drei gereicht.

In den letzten Tagen habe ich unsere gemeinsamen Stunden aus dem Gedächtnis gekramt und, bei aller Trauer stielt sich immer wieder ein Grinsen in mein Gesicht.

Gefühlt war es erst gestern, als wir uns überlegt haben, der Geschichte über die Hiddenseer Kutschenpferde einen zweiten Teil hinzuzufügen.

Diese Geschichte, auf die Du so unglaublich stolz warst, diese Geschichte, die wir gemeinsam geschrieben haben, aber Du niemals auf dem Titel erscheinen wolltest.

Dein Licht hast Du immer gerne unter den Scheffel gestellt!

Deine fröhliche Feststellung, "Das ist meine Autorin!" werde ich ewig im Herzen behalten. Dabei war ich doch nur die Schreibmaschine, die Idee warst Du!

Nun wird es keinen zweiten Teil mehr geben. Die Geschichte ist auserzählt! Ohne Dich wäre die Fortsetzung maximal lauwarm. Es war eben ein Gemeinschaftsprojekt und alleine fehlt mir die Kraft!


Ich glaube ja fest daran, dass Du nicht weg bist, sondern nur die Räume gewechselt hast, wie es so schön heißt.


Du wirst immer ein waches Auge auf Deine Familie, Deine Freunde und Dein Haus Hiddensee haben. Du wirst durch den Gastraum wuseln, mit dem Fahrrad den Inselhighway entlang toben oder in irgendeinem Türrahmen stehen und aufmerksam dem Geschehen folgen.

Wir müssen nur lernen, Dich nicht mehr zu sehen, aber zu spüren.


Morgen werden wir uns von Dir verabschieden und dieser letzte gemeinsame Gang wird sehr schwer werden. Ich habe jetzt schon große Angst davor, aber die Teilnahme an Deiner letzten Feier bin ich Dir schuldig!


Irgendwann sehen wir uns wieder. Dann lassen wir die Beine über die Wolke baumeln und setzen unsere Unterhaltung da fort, wo wir beim letzten Mal unterbrochen wurden!


Hab es schön im Himmel!



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