Das ich aufgerichtet in meinem Sessel sitze und schreiben kann, verwundert selbst mich ein wenig. Ich habe eine merkwürdige, aber auch aufregende Woche hinter mir.
Montag: Beim Gang über einen norddeutschen Friedhof musste ich feststellen, dass Frau Holle gestorben ist.
Da schau her! Ich wusste bis dato nicht, dass die Freundin aus meinen Märchenbüchern so dicht in meiner Nachbarschaft wohnte.
Mal abgesehen davon war ich bislang der festen Überzeugung, dass Märchenfiguren ewig leben und nichts, aber auch gar nichts auf dieser verrückten Welt ihnen etwas anhaben kann.
Da stellen sich mir nun natürlich fundamentale Fragen: Ist die Goldmarie insolvent? Haben Hänsel & Gretel Diabetes? Wie gehen Schneeweißchen und Rosenrot mit der Rosenfäule um? Na, und erst Rotkäppchen? Hat die inzwischen den Jäger geheiratet oder läuft sie weiterhin durch die Wälder und spürt unerzogene Wölfe auf? Ich werde es wohl nie erfahren.
Aber ich hatte auch keine Zeit für weitere Grübeleien. Am Dienstag wurde noch mal Geburtstag gefeiert. Ich liebe es, wenn solche schönen Gelegenheiten ausgedehnt werden. Hätte ich mal genauer auf das erwartungsfrohe Grinsen meiner Ladies geschaut, dann hätte mir geschwant (schönes altes Wort), dass mir ein Abenteuer bevorsteht.
Es galt 100 (!!!) fingernagelgroße Einhörner zu finden. Überhaupt stand mein Jahrestag im Zeichen von Einhörnern und Hühnern. Wie kommen die darauf?
Aber zurück zu der Einhornsuche. Ich habe mich wirklich gut geschlagen und mittlerweile 94 Stück gefunden. Sämtliche Schränke sind einmal ein- und auch wieder ausgeräumt, jeder Ordner auf- und wieder zugeschlagen, Lampen, Aktenschredder, Bürostuhl und meine Schublade mit tausend nützlichen Dingen untersucht. Ich bin völlig vereinhornt! Immerhin ist jetzt alles geputzt und staubfrei!
Natürlich kennen mich meine Kolleginnen gut genug, um zu wissen, dass mich unvollständige Dinge fertig machen. Sei Euch der Spaß gegönnt. Ab morgen geht die große Suche nach den letzten Einhörnern weiter.
Heute habe ich mich meinen letzten Geburtstagsgeschenken gewidmet. Es ging um - Ihr erratet es sicher - Einhörner und Hühner.
Das Sonntagsfrühstück nehme ich normalerweise gerne im Bett ein. Meine heilige Stunde der Woche mit Kaffee, Stulle und der Zeitung. Heute fiel sie leider dem goldenen Piep-Ei zum Opfer.
Ein kochendes Frühstücksei kann man schließlich nicht vom Bett aus überwachen.
Eingekuschelt am Frühstückstisch habe ich daher statt der Zeitung eine Gebrauchsanleitung gelesen und das Ei in den ältesten Kochpott geschmissen, den ich habe.
Ich war mir nicht sicher, ob mir das alles um die Ohren fliegt (denke immer noch an die fiese Grinse meiner Kolleginnen) und wollte nicht den besten Topf opfern.
Sehr interessant fand ich den Hinweis, dass man das Ei auf gar keinen Fall essen soll, also das Goldene. Danke an den Schreiber, aber so kaputt bin ich nicht mal Sonntagsmorgens.
Vor lauter Spannung konnte ich gar nicht essen und beim Erklingen von "Killing me softly" musste ich dann doch laut auflachen. Kurz danach piepte es den Eiermann-Song, ich habe mich dann aber für den Triumphmarsch entschieden, die letzte Melodie nach einer gefühlten Unendlichkeit. Er hört sich gepiept ziemlich klein an.
Ich habe mir vorgenommen, die nächsten Tage damit zu verbringen, den Hühnereiern in meinem Kühlschrank das Pfeifen beizubringen. Wäre doch ganz nett, wenn die nächsten Melodien zweistimmig aus dem Kochtopf pfeifen :-)
Nach der Eier-Arie war die Badekugel dran.
Gaaaanz netter Versuch, liebe Freundin.
Mit diesem Teil im Vollbad kann ich die anschließenden Stunden meine Badewanne schrubben.
Aber! In dieser Kugel ist ein Einhorn versteckt und irgendwie war ich ja auch neugierig! Ein Fußbad geht ja auch. Also ab in die kleine Fußwanne mit dem Teil und -tattaaa- ich habe einem Einhorn auf die Welt geholfen.
Meine Füsse riechen jetzt wunderbar nach Einhornpups - zumindest denke ich, dass dieser nach Flieder, Melone und Lavendel duften müsste.
Und das neugeborene Einhorn hat einen Platz in meiner Kuriositätenwand bekommen.
Genau dort, wo die Hühner-Ohrringe stecken, die ich gerade ausprobiert habe.
Eier-Patrioten stellen jetzt den Ton an!
Habt einen guten Start in die neue Woche und tretet nicht auf Einhörner. Diese Dinger sind so winzig, dass man sie schnell mal übersehen kann.
WIR LESEN UNS!
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