top of page
  • AutorenbildAnna

15-08-2024 Auf einen Grappa mit Freunden

Heute ist Maria Himmelfahrt und Feiertag in Italien. Das bedeutet, dass alle Italiener, die noch nicht irgendwo an den Hotspots Italiens Urlaub machen spätestens seit gestern Abend unterwegs ins lange Wochenende sind.

Wir beraten lange hin und her, was wir heute machen können, ohne von Massen totgetrampelt zu werden. Alles etwas schwierig, am Meer wird es übervoll sein, den Amiata Montuiere werden wir nicht mal im Ansatz hoch kommen, Montepulciano, Chianti usw. sind völlig überlaufen.

Ezia kommt mit der Lösung. Sie möchte uns gerne zu einem Mittagessen mit ihrer Mama und ihrem Mann Renato einladen. Wir kennen das bereits von unserem letzten Besuch in der Toskana: 30 Grad, drei Gänge gaaaaanz viel Essen und zwischendrin flotter Wechsel von Prosecco, leckerem toskanischen Rotwein und Grappa. Aber immerhin sind wir nur zu fünft und nicht mit tausend anderen vor irgendeiner Kathedrale.

Der Tag beginnt mit einem angenehmen Ausschlafen bis 10, Frühstück im Freien und hoffnungsvoll-angestrengtem Blick auf die Klimaanlage im Auto, als es bei lockeren 35 Grad los geht. Die Aircondition macht ganze Arbeit während der Fahrt durch die toskanische Bergwelt und wir überlegen, ob Ezia uns das Essen (und Trinken!!) nicht ins Auto servieren tut, von wegen der Temperaturen. Neeeee, so unhöflich sind wir dann doch nicht :-)



Es ist ein schöner Nachmittag mit wirklich köstlichem italienischem Menü, Plauderei und Austausch von Erinnerungen. Nonna hat die Picis gemacht, Ezia hat superlecker gekocht und Renatos Auswahl an "geistigem" - na, Ihr könnt es Euch vorstellen. Sein handgemachter Grappa war die Krönung, eine Mischung aus Anis, Vanille und vielen Prozenten. Scheinbar habe ich in ihm einen Autorenkollegen gefunden.


Er schreibt die Geschichte seines Unternehmens auf. Im Gegensatz zu mir (alles passiert im Schreibprogramm des heißgeliebten Computers) schreibt er mit einer Kaligrafiefeder.


Es sieht ungeheuer gut aus, aber ich bin gespannt, ob es sich auch so einfach in ein Buch pressen lässt.




Den Nachmittag bleiben wir auf unseren Liegen liegen. Ragout mit Picis, Backkartoffeln mit Salcita, Hühnchen und Schwein, sowie das abschließende Eis wollen verarbeitet werden.


Gegen Abend sind wir wieder einigermaßen hergestellt und genießen die milden Temperaturen unter dem atemberaubenden Sternenhimmel über dem Valle d'Orcia.



Heute gehts wieder auf Tour. In Montalcino ist Markttag und das ist immer eine Gelegenheit, etwas abzustauben.

Ich bin froh, dass la Mama heute endlich ihren alten Strohhut gegen ein neueres und sehr viel schickeres Model austauscht. Mit dem alten Hut hat sie doch irgendwie ausgesehen, wie Festus im wilden Westen.

Nach zwei Versuchen (zu groß, Farbe blöd) hatten wir ihn endlich und konnten uns zumindest bis in die nächste Freiluftbar zum bitteren Kaffee mit Eiswürfel retten. Keine Ahnung, um welche kulinarische Köstlichkeit es sich hier handelt, aber es ist nicht lecker, selbst wenn ein Eiswürfel darin rumschwimmt.





Wir halten in San Antimo, einer alten, bis heute arbeitenden Abtei, mit uralten Olivenbäumen, einem kleinen Shop und -klar- einer Klosterkirche. Vor dem Olivenbaum haben wir beide uns vor knapp 20 Jahren fotografieren lassen. Ich bin meinen Eltern damals für ein paar Tage in die Toskana gefolgt, hatte einen eleganten Hexenschuss und mich mit schiefen Lächeln und meiner Mama vor einem fetten Olivenbaumstamm ablichten lassen. Dieses Bild hängt noch heute bei mir in der Wohnung. La Mama erkennt den Baum und will unbedingt ein Foto.



In der Kirche, die, entgegen unserer Erwartungen kein Stück kühl ist, müssen wir, wie in jeder Kirche, ein Licht für meinen Vater anzünden. Jede hat ihre eigenen Gedanken und Gefühle und das ist für diesen Moment wunderschön!

Im Shop tummeln sich irre viele Touristen. Die beiden Räume sind megavoll. Ich lerne: französische Familien sind genauso nervtötend, wie deutsche :-)

Nächster Stopp: Castiglione d'Ocia. Leider erreichen wir den Ort in der Mittagszeit, also keine Gelegenheit, diese Olivenfabrik mit den leckeren Probierhäppchen zu überfallen. Doof! Also einfach mal loslatschen, Richtung Ortsmitte. Vielleicht gibt es hier irgendetwas interessantes neben der mega Mittagshitze. Gibt es! Ein Fenster zur Toskana, mitten im Ort aufgestellt, lässt nicht nur uns zu albernen Kindern werden: Fenster auf, Fenster zu, fotografieren?, ja?, nein?. Na, egal! Immerhin haben wir das Fenster fotografiert.



Wir brauchen dringend eine Abkühlung und finden die Bar auf der kleinen Piazza, mit knapp zehn Gästen und drei völlig überforderten Kellnern. Trotz allem hatten wir schnell zwei Aperol-Prosecco vor der Nase. Keine Panik! Es waren äußerst Autofahrerfreundliche Mischungen. Wir sehen klatschnass-verschwitzte Leuten, die sich von La Rocca, einer Aussichtsturmruine herunterschleppen. Wir werden da nicht hoch pilgern. Wir sind bereits mit dem Halten des Strohhalms im Glas komplett gefordert.


Auf der Rückfahrt wollen wir uns mit diesem leckeren Eiskaffee in der Hotelbar in Bagno Vignone belohnen. Leider hat ohne unseres Wissens die Bedienung gewechselt. Diese Schicht ist schlecht gelaunt und knallt uns zwei Espressi lungo mit je einem Eiswürfel auf den Tisch. Echt jetzt? Da haben wir mehr Spaß auf unserem Privathügel in der Pampa mit einem kühlen



Wein.



Der Regen, der seit Tagen angesagt ist, kommt nicht. Mittlerweile sind wir bereit, dafür zu tanzen! Ezia und Flavia sind ähnlich ausgelaugt, wie wir und gegossen wird heute nicht. Soll ja bald regnen. Ich glaube, der italienische Wetterfrosch flunkert.



Für ein wenig Abkühlung sorgt ein Weihnachtsfilm, den wir über Youtube zum abendlichen Wein und Ausblick auf die Ebende dazuschalten. Ich möchte gar nicht wissen, was unsere neuen Nachbarn im Casa über uns denken!


Heute früh: kein Regen, dafür die gewohnte Hitze. Mittlerweile haben wir die Pläne für das jeweilige Wetter aufgegeben. Egal, wie heiß, es geht in den Süden nach Pitigiano. Diese Stadt hat la Mama in einer Dokumentation gesehen und will es live erleben.

Eine knappe Stunde später fahren wir auf die Tuffsteinfelsen zu und ich muss zu geben, dass der Anblick dieser 2000-Einwohner-Stadt äußerst imposant ist.

Einen Parkplatz finden wir leider nur in der "Unterstadt". Die Altstadt ist einige Meter, gefühlt Kilometer, höher und wir brauchen dringend eine Bar mit eiskalter Cola und Espresso, um einigermaßen zurück zum Leben zu finden.



Die kleine Stadt ist faszinierend. Man kommt aus dem Schauen und Staunen nicht heraus, entdeckt ständig Neues in kleinen Geschäften und Galerien und erfährt Wissenswertes über die Stadt anhand der Architektur und der Schilder. Hier gibt es eine jüdische Synagoge und gab es ein Ghetto. Beides ist behutsam und trotzdem eindringlich in das Stadtbild eingefasst.



Ein kleiner Laden, oder ist es ein Wohnzimmer, wirbt mit den strickenden Besitzerinnen (Bewohnerinnen) davor für handgemachte Winterware. Ich kann nicht mehr sagen, was mich angefallen hat, bei 36 Grad Schattentemperatur eine dicke Strickejacke anzuprobieren, aber ich tu es. Um nicht fröhlich zu verdunsten, kaufen wir die Strickware. Gar nicht mal so doof, diese Omis! Erst locken sie einen in den kühlen Raum, dann zuppeln sie einem dicke Klamotten über und nach einer Sekunde Wartezeit sind zwei Scheine in der Kasse. Den Trick merke ich mir für die nächste Hitzeperiode zu Hause. Meine Geschichten werden zukünftig aus dicker Wolle gestrickt!

Wir können kaum noch und fallen in einem sehr schicken Restaurant auf die Stühle. Das Essen ist sagenhaft und der Wein ist so gut, dass wir, neben den Gläsern auch noch eine Flasche dazu erstehen.




22 Ansichten0 Kommentare

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page