Heute Nacht werde ich mal schnell die letzten Tage zusammenfassen, sonst wird es am Ende schwierig mit dem Erinnern.
13-08-2024
Dank eines neuen Winterreifens, der meines Erachtens perfekt zu den drei Sommerreifen passt, können wir heute wieder auf Tour. Ezia und Flavia haben uns geraten auf den Monte Amiata raufzufahren und dort irgendwo Picknick zu machen. Dort ist es knapp 10 Grad kühler und das ist natürlich Anreiz genug, bei nach wie vor 35 heißen Grad im Tal. Gut, die Tour wollten wir eigentlich bereits gestern machen, aber mit leerer Batterie und einem Mordsloch im Reifen ist das schwierig!
Vielleicht sind wir etwas zu naiv an die Sache gegangen. Erster Versuch - rauf auf den Gipfel. Die Auto stehen sich im Stau die Reifen in die Karosse, sämtliche Parkplätze restlos überfüllt.
Kein Problem, es gibt da noch Prato della Contessa und Macinaie, eine Art Riesenwiese mit Hotel bzw. Imbisswagen. Wir sind ernüchtert, als wir sehen, was auf uns wartet und fahren weiter - runter vom Berg mit kühlen 25 Grad, rein in die nächste Ortschaft mit 38 Grad. Auch wenn die Klimaanlage im Auto Hochleistungen vollbringt, springt uns die Wärme an und der Frust muss raus.
Fünf Minuten später haben wir uns wieder beruhigt und sind bereits wieder auf dem Weg nach oben. Irgendeine Liegewiese wird uns jetzt aufnehmen! Das Hotel am Prato della Contessa hat wohl schon länger dicht. Ruinös ragt es neben der Wiese aus dem Wald. Um den einzigen Imbisswagen (Foodtruck wäre eine zu hohe Aufwertunge) hat sich eine Menschentraube aus mehreren Familien gebildet. Alle möchten ein komplettes Menu für die gesamte Sippe - ich möchte nur zwei Kaffee. Ich schätze mal, dass in diesem Wagen eine Fritteuse und ein Toaster alles geben. Ein voller Plastikbeutel pro Familie dauert knappe 30 Minuten. Ich habe lediglich eine Familie abgewartet, um zu begreifen, dass ich wahrscheinlich in geschätzten drei Stunden an der Reihe bin und entschieden, dass Kaffee auch nicht das Wichtigste auf der Welt ist.
Außerdem, was gibt es schöneres, als beim Sprudelwasser aus der Literflasche auf Campingliegen abzuhängen und die Leute zu beurteilen.
Uns versteht schließlich keiner hier.
Der Himmel wird in Minutenschnelle dunkel. Da hoffste die ganze Zeit auf abkühlenden Regen und dann kommt er, wenn man sich gerade auf die Liege geräkelt hat! Passen tut es ja nie. Aber gut, vielleicht hat das den einen oder anderen Autobesitzer vom Gipfel verscheucht. Also, noch mal bis nach ganz oben (1.700 Meter).
Ich hatte Recht! Der Parkplatz hat genügend Lücke :-)
Nach einem kurzen "Orientierungslauf" (Wo sind die Klo's? Wo gibts was zu trinken? Wo gehts rauf?) sind wir im Bild.
Den Gipfel muss man nicht besteigen, sondern man kann sich per Förderband, wie am Flughafen nach oben ziehen lassen. Die ersten Meter konzentrieren wir uns auf das Gleichgewicht. Bei den anderen sah es ziemlich leicht aus. Wir geben uns Mühe, nicht ganz so bescheuert zu wirken und mindestens eine halbwegs bella figura abzugeben.
Leider fährt dieses Band nicht bis oben. Immerhin kann man später sagen, wir sind aufgestiegen, auch wenn es nur die letzten 100 Meter betrifft. Ein wenig wir bei den Ich-bin-heute-mal-Jogger: Hauptsache knallrotes Gesicht und vollverschwitzt, dann ist die Länge der Strecke egal. Wir sind zumindest einigermaßen durch, als wir das riesige Metallkreuz erreichen und jubeln, als wir den Biergarten dahinter entdecken.
Wein mit Spritz und Eis, davon hätte ich mir jetzt auch glatt einen in den Ausschnitt kippen können, einfach zum Abkühlen. Nee, habe ich natürlich nicht getan, Trinken reichte vollkommen, um unsere Systeme wieder auf Betriebstemperatur zu schalten. Immerhin sind wir stolz wie Bolle, uns jetzt Gipfelstürmer, sorry, -stürmerinnen nennen zu können.
Ach ja, diese beiden Signoras muss ich an dieser Stelle kurz zeigen. Ungeheuer süß in ein Spiel vertieft. Danke Ihr zwei Schnuckies, wir hätten Euch noch Stunden zuschauen können.
Der Blick von oben ist natürlich gigantisch. Man hat das komplette Val d'Orcia im Blick und kann bis nach Latium schauen. Absoluter Tipp - verpasst den Monte Amiata nicht!
Der Rückweg ist mit einem Abstecher zu einer Olivenölproduktion eingeplant. Wer jetzt glaubt, wir hätten es gleich gefunden, kennt uns schlecht. Klar, dass wir noch zwei "Ehrenrunden" durch den kleinen Ort gedreht haben.
In dem Shop ist heute ganztägig eine Probierstrecke aufgebaut und lässt die gute Erziehung vergessen. Am liebsten hätte ich mich durch die komplette Probierstrecke vom Oleificio gefressen. Hier bringen die Olivenbauern der ganzen Region ihre Ernte zum Entsteinen und "Verölen" hin. Was dabei rauskommt, bekommen die Bauern zurück bzw. landet im Shop, in dem wir gerade stehen. Vielleicht ist das Öl ein paar Cent günstiger als bei uns im Laden (nicht wirklich schwierig bei den derzeitigen Preisen), dafür ist es tausendmal leckerer. Wir probieren natürliches Öl, Öl aus verschiedenen Oliven, würziges Öl, usw.
Daneben steht eine Platte mit Salami und Schinken. Klar haben wir probiert! Es ist kurz vor Feierabend. Da sollte nichts weggeworfen werden, daher ist die Platte nach unserem Vorbeimarsch so gut wie leer. Weiter gehts zu den Weinen. YEAH, ich bin ein Fan von Toskanischem Rotwein. Der leichteste Tropfen hat um die 14 Prozent Alkohol. Die freundliche Dame hinter dem Tresen kommt sofort mit zwei Probiergläsern. Ich erinnere noch mal kurz an die Außentemperaturen: 36 Grad. Ihr könnt Euch vorstellen, dass man bereits nach einem Schluck die Lichter an hat. Vorsichtshalber habe ich noch von den süßen Marmeladenkuchen (sollten zum Neutralisieren sein) gegessen. Jetzt war mir irgendwie auch nicht mehr gut. Immerhin haben wir der Dame Wein und eine ganze Salami abgekauft und überlegen, wiederzukommen, also zum Essen und Trinken!
14-08-2024
Heute soll es endlich ans Wasser oder besser ins Wasser gehen. In dieser Region hat es seit Wochen nicht geregnet, die Erde bricht an einigen Stellen auf, viele Landwirte lassen literweise Wasser auf die Felder laufen und die Flussläufe sind allesamt ausgetrocknet. Etwa eine Stunde Fahrt bis zum Lago Bolsonaro werden wir brauchen.
Leider habe ich bis eben nicht realisiert, dass mein Mobile, welches mit dem Auto und somit mit der Straßenkarte verbunden ist, auf nichts mehr reagiert. Wahrscheinlich seit ein paar Tagen. Wir versuchen es mit dem eingebauten Navi, was natürlich eine Katastrophe ist. Als wir das zweite Mal die gleiche Baustelle vor der Nase haben, merken wir es auch: das wird nix! Nochmal retour ins Ferienhäuschen und die Uralthandy's einsammeln. Nun gehts dann Google Maps an der Baustelle vorbei und ab in den Süden.
Wir fahren an wunderschönen kleinen Toskana-Orten vorbei und erreichen mit Aquapendente das Ende der Toskana. Hier beginnt die Region Latium und zehn Minuten später können wir ihn endlich sehen, den Lago di Bolsonaro.
Es ist ein, mit türkisfarbenem Wasser gefüllter Vulkankegel und spiegelt sich traumhaft in der Sonne.
Trotz der Hitze entscheiden wir uns für die Trattoria da Giggetto am Westufer. La Mama und ich haben das Gefühl, das unser Urlaub in Mediterranien erst jetzt beginnt.
Ein Tisch direkt am Wasser mit Blick über den See, frischer Fisch und ein Glas Rosè, so hatten wir es uns vorgestellt.
Nach einem ausgiebigen "Pranzo" finden wir eine kleine Badestelle und können gar nicht schnell genug in Wasser hüpfen. Die Abkühlung hält sich einigermaßen in Grenzen. Der See ist nach den langen Hitzewochen ziemlich angewärmt. Trotzdem ist es eine irre Wohltat.
Gibt es Leute, die mit Sonnenbrille ins Wasser gehen? Nein? Ich schon! Falls also jemand dort mal schwimmen geht und eine
Sonnenbrille findet: es ist meine, die nach einem kurzen Tauchgang nicht mehr mit an die Oberfläche kam. Gottseidank habe ich eine Zweit- und Drittbrille im Auto :-)
Die Rückfahrt verläuft schneller, da wir den Weg nun kennen! Im Casa angekommen, piept sich mein Mobile heiser, viele neue Whatsappen, welche wohl tagsüber geschrieben wurden, erreichen mich. Erst jetzt realisiere ich, dass ich dieses, recht neue Iphone wohl nur noch als Fotoapparat benutzen kann.
Es loggt sich lediglich ins italienische Netz ein, wenn ich neben dem Router in der Casa stehe. Leider bin ich oder besser das Mobile mit diesem Problem ein Einzelfall. Hier im Haus gibt es Touristen aus Litauen, Korea, Kanada und klar auch viele Italiener. Jede und jeder hat Anschluss, nur dieses blöde Edelteil nicht. Ich beschließe, mich zu Hause mal nach einem neuen Gerät und besseren Support umzuschauen und bin irre froh, wenigstens mein kleines Uralthandy dabei zu haben, dessen Nummer nun die wichtigsten Personen für den Fall der Fälle haben.
BUONANOTTE
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